„Stell dich nicht so an“
„Warum musst du immer alles so zerdenken“
„Sei doch nicht immer so sensibel“
„Du und deine Befindlichkeiten immer“
Und so weiter und so fort…
Vielleicht kennst du diese oder ähnliche Sprüche dein Leben lang schon? Dann bist du vielleicht auch eine hochsensible Person.
Etwa 15-20% der Menschen sind hochsensibel. Ca. 80% davon sind introvertiert, 20% sind extrovertiert und ein klitzekleiner Teil davon ist beides – der sog. High Sensation Seeker, kurz HSS oder wie ich meine Scanner. Dem Scanner wohnen beide Temperamente inne.
Seit 19 Jahren weiß ich von meiner Hochsensibilität, habe einige Bücher dazu verschlungen, war im intensiven Austausch mit anderen Hochsensiblen und habe sehr viel darüber gelernt. Ich habe gelernt mich anzunehmen, mich zu verstehen und mich in dieser Welt zu verorten. Ich habe gelernt diese Merkmale an mir zu mögen. Lange empfand ich diese Persönlichkeitsmerkmale aber als extreme Belastung und ich habe sehr darunter gelitten.
Als angehende Therapeutin und ausgebildete Life Coach liegt es mir sehr am Herzen, anderen Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen sind. Es ist heilsam sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können.
Einige Merkmale hochsensibler Menschen:
- Gefühle des „Andersseins“, augenscheinlich Schwierigkeiten in sozialen Kontakten
- Ausgiebiges Reflektieren; augenscheinlich Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung
- ausgeprägte Empathie
- Ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, Loyalität, Wahrheitsliebe
- „anderer“ Humor (davon aber viel)
- Kreative, künstlerische Fähigkeiten
- ausgeprägte emotionale Verwundbarkeit
- Überhöhte Selbstansprüche, Selbstzweifel, Selbstkritik, Perfektionismus
- Reiches Innenleben
- Komplexe Denkweise
- Sehr gutes Gedächtnis
- Hohe Intelligenz
- Hohe Empfindlichkeit gegenüber Lärm, Geruch, Geschmack, Licht und Farben, Berührungen
- Starke Schmerzempfindlichkeit
- Empfindlichkeit gegenüber Arzneimitteln, insbesondere Psychopharmaka und/oder Narkotika
Quelle Eliane Reichhardt https://www.eliane-reichardt.com/ – eine mir sehr geschätzte Person und Mentorin!
Highly Sensitive Person
Dies sind typische Merkmale eines hochsensiblen Menschen, kurz HSM. Ich persönlich mag den Begriff Hochsensitiv lieber, da dies die Beschreibung genauer trifft. Der Begriff Highly Sensitive Person wurde falsch ins Deutsche übersetzt, wie sich die Gelehrten zu diesem Thema einig sind. Leider haftet dem Wort Sensibel im Deutschen oft etwas Negatives an. Wer sensibel ist, ist ein Weichei, zu empfindlich, nimmt alles persönlich.
Manchmal fängt eine persönliche Lebens-Geschichte jedoch eher unglücklich, unsicher oder dysfunktional an. Auch meine war nicht immer nur positiv. Als Kind war ich sehr schüchtern und still und habe stundenlang gemalt. Sätze wie „Mit dir stimmt doch etwas nicht“ oder „Sei doch nicht immer so sensibel“ begleiteten mich häufig. In der Pubertät entdeckte ich dann, dass ich eine eigene Meinung habe, welche ich lautstark vertrat. So veränderte ich mich von dem stillen Mäuschen, zu einer denkenden, tiefgründigen Persönlichkeit. Oft kam ich mir irgendwie anders vor – ich hatte andere Ansichten als die meisten Schulkameraden – ich eckte an!
Ich war schon immer ein sensibler Mensch, fühlte mich schnell ungerecht behandelt, verteidigte meine Ansichten oft vehement! Meine Emotionen kochten dann über, bis ich weinte. Doch Hochsensibel zu sein bedeutet nicht, eine Heulsuse zu sein oder immer alles krumm zu nehmen. Mich mit der Thematik intensiv zu beschäftigen brachte mir ein anderes Verständnis und inneren Frieden!
Die Scanner-Persönlichkeit
Zu meiner hochsensiblen Seite gehört auch die Vielbegabte Seite als Scannerpersönlichkeit.
Der Scanner hat eher den ungeraden Lebenslauf, hat viele Interessen, ist schnell gelangweilt, aber auch schnell überfordert. Der Grad zwischen Über- und Unterforderung ist sehr schmal. Sich auf diesem Grad zu bewegen fordert uns sehr heraus. Wie zum Teufel finde ich nur meine Mitte? Mit dieser Frage ist der Scanner wohl die meiste Zeit seines Lebens beschäftigt.
Sprüche wie „Jetzt mach das doch mal zu Ende“ oder „Warum bist du immer so wechselhaft“ bekommt man sein Leben lang zu hören und verunsichern uns. Doch eine andere Denkstruktur in unserem Gehirn lässt uns anders funktionieren.
Selbstakzeptanz, individuelle Strukturen und Ruhe nach Überforderung bringen Frieden. Mich mit dem Thema Human Design zu beschäftigen brachte mir auch Jahre später weitere Aha-Momente.
Wie kann ich als HSM und/ oder Scanner mehr in meine Mitte finden?
01 Lese viel zu diesem Thema – Selbsterkenntnis und Akzeptanz dauert!
02 Gehe oft in die Natur, mache Yoga oder andere Sportarten – das bringt Ruhe/ Balance in dein Leben
03 Tausche dich mit Gleichgesinnten aus – das gibt dir einerseits Wissen, aber auch das Gefühl nicht allein zu sein
Und scheue dich nicht, auch mal Hilfe von einem Coach wie mir oder einem Therapeuten anzunehmen. Du musst da nicht alleine durchgehen!
Alles Liebe
Jasmin